VfR GESCHICHTE

Die Welt um das Jahr 1900 herum war eine andere. Viele Dinge, die für uns heute selbstverständlich sind, waren um die Jahrhundertwende noch nicht erfunden. Sicherlich, das Neusser Bürgerschützenfest war damals genauso fest in der Gesellschaft integriert wie heute, aber der Sport hatte für viele noch nicht die Bedeutung wie in der heutigen Zeit.

Populär waren in Neuss eher Galoppsport, Turnen und Ringen – letzteres vor allem durch Jakob Koch, den mehrfachen Europa- und Weltmeister aus Neuss. Fußball, was vor der Jahrhundertwende aus England auf den Kontinent geschwappt war, wurde als vorübergehende Erscheinung ansehen und aufgrund der angeblichen Brutalität teilweise sogar verboten.

Bis 1905 wurde Fußball vor allem von Straßenmannschaften betrieben, die kurzfristig vor einem Spiel einen geeigneten Platz als Spielfläche vorbereiteten, Torstangen aufstellten und die Fläche markierten. Fußball- oder Bolzplätze gab zu dieser Zeit in Neuss noch nicht.

Im Frühjahr 1906 zeigte die Jugendabteilung des ATV 03 (Allgemeiner Turn-Verein 1903) Interesse an der neuen Sportart. Der damalige Vorsitzende des ATV 03 verbot jedoch das Fußballspiel. Das hatte zur Folge, dass eine ganze Reihe von jungen Mitgliedern austrat und am 5. Mai 1906 den Neusser Fußball-Club 1906 gründete.

Die Gründungsversammlung fand im Lokal der Brauerei Gatzweiler am Markt statt. 11 Mitglieder waren anwesend und wählten Heinrich Engels zum 1. Vorsitzenden, der dieses Amt bis 1912 behalten sollte. Die Vereinsfarben waren schwarz-weiß.
Der erste Fußballplatz wurde auf einem freien Platz zwischen Schorlemer-, Deutsche und Thywissenstraße eingerichtet. Als Umkleideraum stellte der Wirt des Stadtgartenrestaurants einen Kellerraum zur Verfügung.

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Das wohl erste Mannschaftsfoto aus dem Jahr 1906: v.l. Max Kassiepe, Reinhold Brand, Heinz Morlake, Willy Niemeyer, Walther Koberstein, Adam Viehmann, Emil Grothe, Josef Kallscheuer, Alfred Brand, Heinz Hüsch. Es fehlt: Adam Schmitz.

Im Herbst 1906 wechselten 7 Spieler vom Gymnasial-Fußballklub ‚Alemannia‘ zum NFC 06 und ein neue Heimspielstätte wurde an der Schorlemerstraße eingerichtet. Der Name NFC 06 wurde in NSC 06 (Neusser Sport-Club 06) geändert, weil neben Fußball noch Leichtathletik aufgenommen wurde. In den Jahren 1906 bis 1908 herrschte reger Sportbetrieb und die Mitgliederzahl wuchs rasch an.

1908 stellte der Gastwirt des Restaurants Marienhof einen neuen Platz an der Kölner Straße zur Verfügung, direkt neben dem Restaurant. Ein Spielervater stiftete eine Holzumzäunung. Nur ein Jahr später – 1909 – musste dieser Platz aufgrund von Differenzen zwischen Verein und Gastwirt wieder aufgegeben werden und der Verein fand eine neue Spielstätte an der Kölner Straße, die für die nächsten Jahre die neue Heimat werden sollte.

Aus den Anfangsjahren sind nur wenige Ergebnisse übermittelt. Die ersten Jahre dürften nur Freundschaftsspiele ausgetragen worden sein. Die erste Teilnahme an einer Meisterschaftsrunde ist für die Saison 1910/11 belegt. Hier spielte der NFC in der 3. Kreisklasse Bezirk Düsseldorf Gruppe A, was praktisch die 4. Liga darstellte. Gegner waren die Düsseldorfer Vereine FC Concordia 1905, FC Britannia 1902, BV 04 Düsseldorf und FC Eintracht 1901. In den folgenden drei Jahren vor Ausbruch des 1. Weltkriegs spielte das Team in der B-Klasse Bezirk Düsseldorf (3. Liga) und belegte nacheinander die Plätze 7, 6 und 5.


Weltkrieg und Neubeginn 


Die Mannschaft im Jahre 1911

Als das Jahr 1914 anbrach, ahnte wohl niemand, dass bald fast 50 Jahre Frieden ein Ende finden würden. Das Attentat von Sarajevo im Juni 1914 und die vorher garantierten Hilfezusagen der Großmächte untereinander lösten schließlich am 1. August den Ersten Weltkrieg aus. Diese Katastrophe hatte auch direkte massive Auswirkungen auf den Spielbetrieb im Fußball.                

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Da viele Spieler in den Krieg zogen und häufig Mannschaften nicht mehr gestellt werden konnten, wurde in den Kriegsjahren kein deutscher Meister mehr ausgespielt. Spiele fanden nur noch auf Bezirksebene statt.

So fand sich der FC Neuss 06 in der Saison 14/15 in der 1. Spielklasse wieder und war im ‚Rheinischen Nordkreis – Bezirk Düsseldorf‘ eingeteilt. Gegner waren 6 Teams aus Düsseldorf und der FC Hilden 1903. Am Ende belegte das Neusser Team mit 9:19 Punkten den 7. und vorletzten Platz. Nach dieser Saison musste der FC Neuss 06 den Spielbetrieb einstellen. Von 254 Mitgliedern vor dem Krieg waren jetzt nur noch 22 Mitglieder übriggeblieben und von den letzten Spielern wechselten noch einige zum FC Preußen Neuss, sodass man ab 1915 keine Mannschaft mehr zusammenbekam.                                                                                          

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Der  ‚Verein der Sportfreunde 1906 Neuss‘  im Jahre 1919

Nach Kriegsende im November 1918 kehrten ehemalige Mitglieder und Spieler zurück und belebten den Verein neu. Der Vereinsname wurde in VdS 06 Neuss (Verein der Sportfreunde 1906)  geändert. Anfang 1919 gelang es, einen neuen Platz an der Hammerlandstraße zu beschaffen, der viele Jahre die neue Heimat werden sollte.                                                         

Die Präsidenten in diesen Jahren waren  Walter Koberstein (1912-14), Theo Hilges (1914-15) und Karl Lieb (1915-20).

Aufschwung an der Hammerlandstraße

Mit dem neuen Platz an der Hammerlandstraße erfuhr der Verein einen ungeahnten Aufschwung. 1919 hatten Neusser Kaufleute eine Umzäunung und ein Kassenhäuschen gespendet. 1923 stiftete der damalige Ehrenvorsitzende Paul Simons eine Tribüne mit Umkleideräumen und Toiletten. Trotz zwei verheerender Hochwasser im Januar 1920 und 1926 zählte das Stadion an der Hammerlandstraße bald zu den ersten Adressen in Westdeutschland.

So war es keine Überraschung, dass Neuss zweimal zum Ausrichter des Endspiels um die Westdeutsche Fußballmeisterschaft wurde, deren Sieger sich für die K.O.-Spiele um die Deutsche Meisterschaft qualifizierten. Vor allem das erste Endspiel am 25.04.1920 sorgte für Aufsehen, als Borussia Mönchengladbach den Kölner BC vor 12.000 Zuschauern mit 3:1 n.V. schlug.                             

Die Sportfreunde von 1906, wie sich der Verein seit 1919 nannte, überzeugten vor allem in internationalen Vergleichen, wie gegen Venlo, Maastricht oder Karlsbad (aus Böhmen). Für lange Zeit unvergessen blieb der 3:0 Sieg über den frischgebackenen Westdeutschen Meister Borussia Mönchengladbach am Karfreitag 1923. 

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Spielszene aus den 20er Jahren an der Hammerlandstraße

1926 gelang der Sprung in die 2. Bezirksklasse Berg-Mark, was damals die zweithöchste – wenn auch sehr zersplitterte – Spielklasse darstellte. Fast 10 Jahre spielten die Sportfreunde von 1906 daraufhin zweitklassig. Die Platzierungen 6  (1927),  7 (1928),  4 (1929),  4 (1930) lassen die Richtung erahnen, die im nächsten Jahrzehnt einen Höhepunkt erfahren sollte.

Die Präsidenten in diesen Jahren waren  Paul Siemons (1920-23), Hennann Loef (1923-29) und Tilo Kastrup (1929-30).

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Hochwasser im Januar 1926.  Das Stadion unter Wasser. Nur noch das Tribünendach ragt aus den Fluten hervor.

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